Bautagebuch Teil 4 – Der Innenausbau

Mit dem neuen Dach, den Fenstern und der Eingangstür war das Haus dicht und abschließbar, bis zum Einzug lag aber noch viel Arbeit vor uns. Die veranschlagten drei Monate erwiesen sich dann auch als zu optimistische Kalkulation. Und Mitte Dezember war dann auch unser Akku leer, über die Feiertage ging dann auch nicht viel, es trieb uns ja auch niemand und die Pause tat uns gut. Der Einzug erfolgte dann Ende Januar, bis dahin ist natürlich viel passiert, was ich heute mal noch dokumentieren möchte.

Als wichtige Eckpunkte standen folgende Arbeiten an:

  1. Dachisolation im Anbau
  2. Heizungs- und Wasserinstallation
  3. Elektroinstallation
  4. Estrich
  5. Trockenbauarbeiten
  6. Wände verkleiden
  7. Türen und Bodentreppe einbauen
  8. Fliesen legen, Spachtel-und Malerarbeiten
  9. Küchenmöbel bauen

Aktuell sieht es so aus, dass wir zwar schon im Haus leben, die Küchenmöbel sind aber noch nicht fertig und das Bad ist kurz vor seiner Fertigstellung. Duschen können wir ja noch im alten Haus und als Toilette nutzen wir auf bewährte Art die Außentoilette. Für die Punkte 2 und 4 benötigte ich fremde Hilfe. Von allem, was mit Wasser zu tun hat, lasse ich die Finger. Das ist nicht mein Metier und ich halte mich an den Spruch »Schuster, bleib bei deinen Leisten«. Wenn da was schief läuft, könnte ich es mir nicht verzeihen, da schimpfe ich dann lieber auf andere. Und für den Estrich kam eine Truppe von 5 Mann, die erledigten das an einem Tag.

1. Dachisolation

Zuerst ein Wort zu Punkt 1, der Isolierung des Anbaus. Danach wurde ich mehrfach gefragt. Dieser ist ja sehr flach, der Dachraum des Anbaus soll auch nicht genutzt werden, darum kann ich diese Arbeit von unten aus erledigen. Zuerst verschloss ich die offenen Räume zwischen Dach und Mauerwerk und mit PE-Schaum wurde das dann auch abgedichtet. Das war nötig, da ich die Verkleidung des Vordachs außen später machen werde, steht übrigens immer noch auf der ToDo-Liste. Zwischen die Dachbalken schraubte ich dann in ca. 60cm  Abstand Holzleisten, auf diese legte ich je zwei 2cm dicke  Styroporplatten. Einfach, weil ich davon drei Pakete da hatte. So hatte ich erst einmal einen relativ festen Untergrund. Auf diese kam dann noch eine schön dicke Schicht Glaswolle. War übrigens eine sehr reizende Arbeit. Und da die Dachbalken gut 20cm dick sind, habe ich jetzt zwischen Gipskartonplatte und der Isolierung einen Freiraum, da kann die Luft ein wenig zirkulieren und es wird da garantiert nichts schimmeln. Und wie wir im letzten Winter feststellten, das ist dicht und gut isoliert, es gab keine Probleme. 

2. Heizungs- und Wasserinstallation

Wie ich im Teil 3 des Bautagebuches schon erwähnte, waren wir von unserem Klempner positiv überrascht. Er versteht sein Handwerk und wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden! Wo andere gerade lernen mit der Wasserwaage umzugehen, richtete er die Heizkörper mit einem Laser aus. Und unseren doch recht speziellen Ofen installierte er perfekt. Zu diesem noch ein paar Worte. Für uns kam nur eine Holzheizung in Betracht. Das Haus hatte auch einen von Hand gemauerten Ofen und einen sogenannten »печь-груба«, eine Wandheizung. Denn der heiße Rauch wird durch mehrere Züge in der Wand  geführt, bevor er oben im Schornstein endet. Das sorgt für wohlige Wärme und heizte das ganze Haus. Aber für den Anbau fehlte eine Heizung, was ja nun Flur, Bad und Büro wurde.  Die Wandheizung haben wir erhalten, den Lehmputz aber entfernt, ein Drahtgeflecht aufgezogen, um die Wand zu stabilisieren, dann die Wand vorgeputzt und mit speziellen Fliesen verkleidet. Die Bilder sagen mehr als tausend Worte. Als Heizung kauften wir uns einen Ofen von KALVIS, der für solche Wandheizungen vorgesehen ist und auch eine 30l-Wassertasche hat, an welche normale Plattenheizkörper angeschlossen werden können. Dazu kommt noch, dass man auf dem Ofen kochen kann! Das Teil ist genial und wir bekommen unser Haus wunderbar warm damit. Es dauert zwar etwas, bis die Wandheizung auf Wohlfühltemperatur ist, das hält dann aber auch für viele Stunden.

3. Elektroinstallation

Dazu gibt es nicht viel zu sagen, bin ich doch selbst gelernter Elektroinstallateur und habe 20 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Das Kabel hatte ich mir aus Deutschland mitbringen lassen, das restliche Material hier gekauft, das ist ganz ok. Hat echt wieder mal Spaß gemacht, in dem erlernten Beruf zu arbeiten. Und ich denke, ich habe nichts verlernt.

4. Estrich

5 Mann, 2 Betonmischer, 30 Sack Zement, Sand und Split, als der Tag zu Ende ging war der Fußboden betoniert. Danach hatten wir eine Woche Pause, die kam gerade zur rechten Zeit.   

5. Trockenbauarbeiten

Jetzt konnte ich endlich die Wand zwischen Büro und Bad aufstellen. Die Dusche ragt in mein Büro hinein, der Platz für Büro und Bad reicht allemal. Und es gibt so weniger zu putzen.

6.  Wände verkleiden

Das war eine langwierige Arbeit, die ich vom Zeitaufwand her total unterschätzt hatte. Alle Wände waren ja mit Lehm verputzt, teilweise auch rissig und überhaupt nicht gerade. Wir entschieden uns, alle mit Gipskartonplatten zu verkleiden. Mir kam es aber auch darauf an, jeden Zentimeter Wohnfläche zu erhalten. Also kaufte ich mir eine Mauerfräse samt Staubsauger und mit 6x2,5cm Holzlatten  erstellte ich den Unterbau. Wo es ging, versenkte ich diese bündig mit der Wand, an anderen Stellen musste ich dann sogar noch etwas unterlegen. Und diese über die ganze Wand auszurichten war sehr zeitraubend. Ebenso das Verkleiden der vielen Fensternischen. Die Rigipsplatten schraubte ich dann auf die Holzlatten und bei größeren Hohlräumen kamen dicke Kleckse Haftputz auf die Wand, das stabilisierte diese zusätzlich.

Die Decken zu verkleiden war hingegen ein Kinderspiel. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt, aber als ich davon hörte, musste ich so einen Plattenheber unbedingt haben. Unser Freund Andreas war so nett und brachte mir dann so ein Teil aus Deutschland mit. Die 80 Euro waren bestens investiert.

7. Türen und Bodentreppe einbauen

Ah, schöne Türen haben wir uns ausgesucht. Weniger schön ist, dass die zugehörigen Rahmen in Einzelteilen geliefert wurden und man alles, die Scharniere, Schlösser und Türklinken selbst einbauen muss. Und da bin ich heute noch unserem deutschen Freund Dirk dankbar. Als gelernter Tischler hat er das wunderbar gemacht.

Die kleine Luke zum Dach habe ich dann erweitert und eine Bodentreppe eingebaut, so können wir den Dachraum ordentlich nutzen.

8. Fliesen legen, Spachtel-und Malerarbeiten

Die Fliesenarbeiten habe ich dann wieder selbst übernommen, aber ganz ehrlich – ich mach das überhaupt nicht gerne. Und ich bin ja aktuell noch dabei, das Bad wartet auf seine Fertigstellung. Die große Wandheizung hat mir den letzten Nerv geraubt. Diese kleinen Fliesenriegel haben unebene Ränder, mit Fliesenkreuzen alleine bringt man die nicht gerade an die Wand. Und bei der großen Fläche wollte es dann auch nicht so recht voran gehen. Irgendwie und nach tagelanger Arbeit habe ich das dann doch geschafft mit all den Ecken und Nischen. Die Spachtel-und Malerarbeiten hat dann größtenteils meine Frau übernommen und hatte professionelle Hilfe unserer Nachbarin, die das auch beruflich macht und im Winter zu unserem Glück keine Arbeit hatte.

9. Küchenmöbel bauen

Für unsere Kochecke passt leider keine fertige Küchenzeile mit den Standardmaßen und die hiesigen Küchenbauer haben auch ihren recht stolzen Preis. In Tscherkassy gibt es mehrere Firmen, die Möbelplatten maßgerecht zuschneiden und die Kanten kleben. Also heißt es wieder einmal: selbst ist der Mann. Die Korpusse der Unterschränke stehen, die Arbeitsplatte samt Herd und Spüle ist auch da. Die Auszüge, Türen und Oberschränke werden dann wohl die nächste Winterarbeit. Wir haben ja Zeit, uns drängt da niemand.

Dann steht dieses Jahr noch die Fertigstellung des Vordachs an und ein kleiner Anbau von 3x3m soll auch noch kommen, das gibt dann eine Speise- und Abstellkammer. Und auch die Dachrinne fehlt noch. Und dann ist ja noch Baustelle 2, mehr dazu ein anderes Mal.


 

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